Schon der Name des Dorfes «Tongolo» rollt weich über die Zunge. Sybil‘s Freude, den neuen Brunnen dort zu besuchen, ist sichtbar. So starten wir mit Kizza, Monday und Kevin, um die relativ kurze Distanz zu bewältigen. Manchmal halte ich den Atem an, wenn ein Schlagloch in der Strasse unüberwindbar scheint. Kein Problem für Kevin. Fussgänger, die oft grosse Distanzen überwinden müssen, treten schnell zur Seite auf der schmalen Strasse, wenn wir im zügigen Tempo vorbeifahren. Plötzlich aber tauchen ständig wie aus dem Nichts Lastwagentanks auf. Nach einer starken Steigung, werden wir von den riesigen Fabrikgebäuden überrascht, die die Anwesenheit der vielen Lastwagen erklärt.
Hier werde mit hochgiftigen Chemikalien gearbeitet, erklärt uns unser Fahrer. Auf dem Weg hinunter zum Viktoriasee, sehen wir in der Mitte der Fahrbahn eine öligschwarze und penetrant riechende Spur auf der Strasse. Die Chemikalien werden in der Nähe des Dorfes einfach in die Natur gekippt. Ob das für die Dorfbewohner schädlich ist, ist zweitrangig.
Nach ein paar weiteren Minuten Fahrt erreichen wir den Standort des neu erbauten Brunnens. Mit der «Let the children» Gedenktafel und den Namen der Sponsoren. Welch eine Erleichterung für die Dorfbewohner, die nicht mehr den schlangenverseuchten Berg hinaufklettern müssen, um das kostbare Nass zu holen, sondern es bequem in unmittelbarer Nähe holen können. Voller Dankbarkeit und Freude verharrten wir eine Weile dort und die anwesenden Kinder und auch ein paar Erwachsene freuten sich am Lollipop.
Auf der Rückfahrt durchs Dorf erlebten wir eine beklemmende Situation. Die Dorfbewohner hatten sich am Ufer des Sees versammelt und wir sahen den Grund: ein Armeeangehöriger zerstörte mit einer Axt ein intaktes Fischerboot, völlig entgeistert konnten wir nur einen kurzen Blick auf diesen Geschehen werfen, denn Kevin gab Gas.
Er erklärte uns, dass der Besitzer des Bootes bestraft würde, weil er beim Fischen das erlaubte Gebiet verlassen hatte. Ausländische Investoren hätten ganze Landstriche, Dörfer und den See gekauft und würden nun den Fischern ihren Lebensunterhalt durch industrielle Fischung schmälern oder gar zerstören. Das sind die dunklen Seiten in diesem Land, das «Perle von Afrika» genannt wird.
Bericht: Margrit Schenk